7 Tage Achtsamkeit

Wie können wir im Alltag zu mehr Gelassenheit, Lebensfreude und innerer Stärke finden? Und wie können wir die Fülle des Augenblicks mit allen Sinnen auskosten? Hier erhältst Du Impulse der Achtsamkeit für jeden Tag, die Dich darin unterstützen, Dich auf das Positive auszurichten und die eigenen Ressourcen zu entdecken und zu stärken.

Tag 1: Heute der Freude Tür und Tor öffnen

„Warum verschiebt Ihr die Freude auf morgen?“ (Epikur)

Weshalb fällt es uns oft so schwer, uns am heutigen Tag zu erfreuen und das Hier und Jetzt zu genießen? Wieso glauben wir, erst wenn wir noch dieses oder jenes hätten, wenn endlich Urlaub oder Wochenende wäre, könnten wir glücklich sein? Dabei bietet uns doch jeder Tag so viele Möglichkeiten zur Freude! Wir müssen sie nur aufspüren, wahrnehmen und auskosten lernen. Oftmals sind es die einfachen Dinge des Lebens, die kleinen Freuden des Alltags, die unseren Tag verschönern.

Tipps für den Tag:

Lade heute die Freude in Dein Leben ein. Nimm einmal nichts für gegeben hin und erachte nichts als selbstverständlich. Verpasse keinen dieser wunderbaren Augenblicke, die Dir der heutige Tag bietet. Zaubere Dir und anderen ein Lächeln ins Gesicht! Sammle Freudenmomente! Vielleicht verspürst Du den Wunsch, diese Momente am Ende des Tages aufzuschreiben, um Dich ihrer auch später noch zu erinnern: all die großen und kleinen Dinge, die das Leben schöner und bunter machen, all die Menschen, die das Leben liebens- und lebenswerter machen.

Tag 2: Heute gut zu sich selbst sein

„Alle Liebe der Welt ist auf Eigenliebe gebaut.“ (Meister Eckhart)

Wir sind oft sehr hart und streng mit uns selbst. Wir nehmen Anteil am Leid unserer Mitmenschen und bringen für uns selbst kaum Mitgefühl auf. Dabei wäre unser Leben so viel einfacher, wenn wir uns in schwierigen Situationen mit Selbstliebe begegnen könnten. Wenn wir uns so fürsorglich behandeln würden, wie wir es mit geliebten Menschen tun. Da wir Selbstliebe häufig mit Egoismus verwechseln, glauben wir, dass Selbstmitgefühl uns selbstbezogen machen würde. Forschungen belegen jedoch genau das Gegenteil: Je warmherziger wir mit uns selbst umgehen, desto verbundener fühlen wir uns mit unseren Mitmenschen.

Tipps für den Tag:

Sei heute sanft zu Dir selbst. Lege Dir, wann immer Du das Gefühl hast, etwas Selbstliebe täte Dir gut, beide Hände auf das Herz. Dadurch aktivierst Du das Zuneigungssystem Dir selbst gegenüber. Spüre die Wärme, die sich unter Deinen Händen ausbreitet. Sage Dir innerlich etwas Freundliches. Sprich Dir Mut und Trost zu: „Alles wird gut. Ich glaube an mich. Ich bin geliebt“. Behandle Dich mit der gleichen Fürsorge, wie Du Deine beste Freundin behandeln würdest.

Tag 3: Heute anderen Menschen mit Aufmerksamkeit begegnen

„Immer ist der wichtigste Mensch, der Dir gerade gegenübersteht.“ (Meister Eckhart)

Jede gute Tat, sei sie auch noch so bescheiden, macht die Welt zu einem besseren Ort. Ein Lächeln, eine Geste, eine Rücksichtnahme, ein freundliches Wort setzen Zeichen der Mitmenschlichkeit im Alltag und können wahre Wunder bewirken. Jeder Tag eröffnet uns zahllose Möglichkeiten, unseren Mitmenschen die Hand zu reichen und ihnen mit Aufmerksamkeit und Wohlwollen zu begegnen. Dadurch ebnen wir Herzenspfade in den Alltag und bereiten der Menschlichkeit ein Zuhause.

Tipps für den Tag:

Halte heute die Augen und das Herz offen für Deine Mitmenschen. Gehe auf Menschen zu, die Deine Unterstützung brauchen, sei es auf den Straßen, im Supermarkt, in der U-Bahn oder auf der Arbeit. Es sind die kleinen Gesten der Aufmerksamkeit und Fürsorge für andere, die den Alltag verschönern. Wende Dich Menschen zu, die offensichtlich einsam sind. Sende ein Lächeln und freundliche Worte in die Welt.

Tag 4: Heute den Alltag entschleunigen

„Bedenkt, dass dieser Tag niemals wieder heraufdämmern wird.“ (Dante Alighieri)

Die Welt scheint sich immer schneller zu drehen und wir versuchen, Schritt zu halten. Kein Wunder, dass wir uns manchmal wie gejagt fühlen. Doch seien wir ehrlich: Meist sind es doch wir selbst, die uns durchs Leben treiben. Wer sagt denn, dass wir alles immer sofort erledigen müssten? Dass wir heute schon die Pläne für das kommende Jahr machen müssten? Entschleunigen heißt nichts anderes, als im gegenwärtigen Augenblick anzukommen und sich im Hier und Jetzt zu verankern.

Tipps für den Tag:

Mach Dir heute ein großes Geschenk: Gib Dir Zeit! Schaffe dir kleine Inseln der Ruhe. Hierfür bieten sich gerade die Stoppstellen des Alltags an, die uns in der Regel mit Ungeduld erfüllen. Nutze die rote Ampel oder die Warteschlange im Supermarkt als willkommene Gelegenheiten, um bewusst nach innen zu spüren und achtsamen Kontakt mit Deinem Körper aufzunehmen. Baue Dir Glocken der Achtsamkeit in Deinen Alltag ein. Das Telefon eignet sich hierfür bestens. Schließe kurz die Augen und atme zwei Mal bewusst ein und aus, bevor Du zum Telefonhörer greifst. So kannst du den Atem nutzen, um innerlich zur Ruhe zu kommen.

Tag 5: Heute die Natur mit allen Sinnen erfahren

Liebt die ganze Schöpfung – jedes Blatt und jeden Sonnenstrahl!“ (Fjodor Dostojewskij)

Jetzt ist es so weit – die Natur erwacht und stimmt den großen Frühlingsgesang an. Alles um uns herum keimt, knospt, grünt und blüht! Der Frühling lässt sein blaues Band durch die Lüfte flattern, Blumen sprießen aus der frischen Erde und öffnen ihre Blütenkelche in fast vergessener Farbenpracht. Die Kraft der Bäume kehrt zurück und verströmt sich in frischem Grün. Nun ist die Zeit, sich von den ersten warmen Sonnenstrahlen locken, sich von der aufsteigenden Energie dieser Jahreszeit inspirieren zu lassen. Nutze die Kraft dieses Aufbruchs. Mach Dich bereit für das große Frühlingserwachen!

Tipps für den Tag:

Nimm Dir heute die Zeit, in achtsamen Kontakt mit der Natur zu kommen. Mach einen Spaziergang durch Wald und Wiesen oder durch den nahegelegenen Park. Lehne Dich an einen der mächtigen alten Bäume und spüre seine Kraft im Rücken. Blicke aufmerksam um Dich und nimm die Buntheit der Welt in Dich auf. Lausche dem Zwitschern der Vögel. Halte Deine Nase in die sanfte Frühlingsbrise und atme alles, was Du sehen, hören und riechen kannst, tief in Dein Herz hinein.

Tag 6: Heute alle Emotionen willkommen heißen

„Jeder Tag ein guter Tag!“ (Zen-Meister Ummon)

Wir definieren Glück als das Fehlen von Leid und versuchen, negative Gefühle zu vermeiden und unter Kontrolle zu halten. Mit unserer Jagd nach Glück setzen wir uns gehörig unter Druck und übersehen dabei, dass auch das Leiden und die damit verbundenen Emotionen feste Bestandteile des Lebens sind. Indem wir negative Emotionen vermeiden wollen, beschneiden wir die Fülle unseres Lebens. Die Kunst des Lebens besteht jedoch darin, für positive und negative Emotionen gleichermaßen offen zu sein.

Tipps für den Tag

Übe heute im Umgang mit unangenehmen Gefühlen den wirksamen Viererschritt der Achtsamkeit ein: Erkennen. Benennen. Zulassen. Loslassen. Frage Dich: Was fühle ich gerade? Benenne das Gefühl und begrüße es mit Wertschätzung bei seinem Namen. Biete ihm wie ein guter Gastgeber einen Platz in Deinem Leben an. Höre ihm aufmerksam zu, was es Dir zu sagen hat. Vielleicht möchtest Du alles aufschreiben, was Du fühlst. Das ist sehr entlastend und hilft dabei, das Gefühl freundlich zu verabschieden, wenn es genügend Zeit hatte, sich zu zeigen.

Tag 7: Heute die Stille suchen

„Wer aus der Stille lebt, den verwandelt die Stille.“ (Anselm Grün)

Wir alle sehnen uns nach Zeiten der Ruhe und Orten der inneren Einkehr. Denn erst in der Stille kommen wir in Berührung mit dem Wesentlichen. Hier erschließen sich uns neue Erfahrungsräume, in denen wir unserem wahren Wesen begegnen. Deshalb ist es wichtig, Orte der Stille im täglichen Leben zu haben. Und zu wissen, dass es, unabhängig vom Lärm und Trubel der Welt, einen Raum der Stille in unserem Herzen gibt, den wir jederzeit betreten können. Wege dorthin bieten Momente der Achtsamkeit und die Versenkung ins stille Gebet oder in die Meditation.

Tipps für den Tag:

Suche die Stille! Gönne Dir heute Zeiten, in denen Du schweigst. Meide so weit als möglich jede Form der Beschallung. Schalte Radio und Fernseher gar nicht erst ein und das Handy nur dann, wenn unbedingt nötig. Suche einen Ort der Stille auf, sei es eine Kirche, ein nahe gelegenes Meditationszentrum, ein Rückzugsort in der Natur oder ein stiller Raum in Deiner Wohnung. Nimm die Stille um Dich herum wahr. Horche tief in Dich hinein. Und kehre ein in die Stille Deines Herzens.

Buchtipp: Christa Spannbauer: 40 Tage Achtsamkeit. Impulse für eine etwas andere Fastenzeit. Herder 2015.